Refektorium

Refektoriumsdecke - © Katharina PektorEine Türe auf der Nordseite des Kreuzgangs führt in das ehemalige Refektorium der Stiftschorherrn. Die Decke des Speisesaals (die Bezeichnung 'Refektorium' leitet sich von lateinischen refectio 'Wiederherstellung', 'Erholung', 'Laabung' ab) ist mit Fresken und hochwertigen Akanthus-Stuckmedaillons verziert. Die Stuckarbeiten entstanden um 1700 und wurden aller Wahrscheinlichkeit nach von Propst Josef I. (1697-1705) in Auftrag gegeben. Sie werden dem Stuckateur Kilian Pittner aus Töllerberg/Bezirk Völkermarkt zugeschrieben. (Andere Arbeiten Pittners finden sich unter anderem auf Schloss Porcia in Spittal, im Klagenfurter Dom, im Palais Christalnigg in Klagenfurt und in Maria Saal. Pittner ist vermutlich 1735 gestorben.)

Die Refektoriumsdecke wurde 1998 durch die Kulturinitiative Stift Griffen restauriert. Der Leiter der Abteilung Kunstgeschichte des Kärntner Landesmuseums und Obmann der Kulturinitiative Stift Griffen, Mag. Robert Wlattnig, hat eine detailierte Erklärung des Bildprogramms der Stuckmedaillons zusammengestellt:

Abendmahlfresko

Abendmahl - © Katharina PektorIm Zentrum der Refektoriums-Decke befindet sich eine Darstellung des Letzten Abendmahls. Die Szene ist in einen Raum mit barocker Architektur versetzt. Das Geschehen ist perspektivisch dargestellt. Der ovale oder runde Tisch ist mit einem Tischtuch versehen und mit Tellern, Gabeln, Messern und einem Becher gedeckt. Jesus befindet sich in der Bildmitte. Er ist mit einem Nimbus (Heiligenschein) darstellt. Sein Blick ist gegen Himmel gerichtet, seine Hand zur Segensgeste erhoben. In der Mitte der Tafel steht ein Teller mit einem Lamm (Symbol für seinen Leib). Rechts neben Jesus sitzt sein "Lieblingsjünger" und lehnt schlafend den Kopf an dessen Schulter. Links neben Jesus sitzt Petrus, der meist als schon älterer Mann dargestellt wird; seine Hand liegt bereits am Messer (er wird im Garten Gethsemane einem Soldaten das Ohr abschneiden). Die Aufmerksamkeit der Jünger ist ganz auf Jesus gerichtet, nur im linken Eck neigen drei Jünger im Gespräch die Köpfe zueinander. Rechts vorne sitzt Judas im gelben Gewand – Gelb steht für Neid, Hass, Verrat – mit dem Geldbeutel in der Hand; er wendet sich als einziger dem Betrachter zu. Im Bildvordergrund spielen ein Hund und eine Katze – beide symbolisieren Falschheit und gehören zum Bildprogramm des Abendmahls.

Stuckrahmen

Das Deckengemälde ist von einem geschwungenem Stuckrahmen umgeben, an dessen Schmalseiten befinden sich jeweils Bildfelder – eines im Osten (beim Eingang ins Refektorium) mit den Papstinsignien und im Westen mit den Bischofsinsignien. Beide Bildfelder sind mit Lorbeer und Ölbaumzweigen unterlegt; unter den Bildfeldern stützt sich jeweils ein Putto auf ein Buch.

Bildfeld 1 - © Katharina Pektor1. Bildfeld mit Papstinsignien

  • Papstkrone (Tiara)
  • Dreikreuz
  • Bücher
  • Kelch mit überkreuzten Schlüsseln (Petrussymbol)
  • schwenkbares Rauchfass

 

Bildfeld 2 - © Katharina Pektor2. Bildfeld mit Bischofsinsignien

  • Bischofsmütze
  • Abtstab
  • Kirchenfahne
  • Zweikreuz
  • Bücher
  • Kelch
  • Umhängeketten

Die vier Ecken des Stuckrahmens sind mit Rundmedaillons verziert, die mit lateinischen Inschriften und emblematischen Darstellungen versehen sind

1. Medaillon - © Katharina Pektor1. Medaillon

  • Inschrift: DEI CULTUS PAX DOCTRINA – HAEC SUNT MUNERA IN DIVINA
  • Übersetzung: Gottesverehrung, Friede, Gelehrsamkeit – dieses sind die göttlichen Dienste
  • Bild: drei Männer – ein Geistlicher (darüber die Gesetzestafeln Moses mit den 10 Geboten), ein Gelehrter mit (darüber eine Hand mit aufgeschlagenem Evangelium und eine Weltkugel); ein Fürst mit Lorbeerkranz (darüber eine Hand mit Zweig)

   

2. Medaillon - © Katharina Pektor2. Medaillon

  • Inschrift: PRIUS MORI EST OPTANDUM – QUAM A FIDE DECLINANDUM
  • Übersetzung: Es ist eher das Sterben zu wünschen – als vom Glauben abzuweichen
  • Bild: ein Tabernakel (Ewiglicht), darüber die von zwei Händen gehaltene Dornenkrone mit eingeschriebener Rose und wieder darüber eine goldene Scheibe
  • Kommentar: Der runde Kirchenbau symbolisiert die katholische Kirche; die Inschrift bekräftigt die Notwendigkeit der Christusnachfolge und des Blutzeugnisses

 

3. Medaillon - © Katharina Pektor3. Medaillon

  • Inschrift: HUIUS MUNDI DIGNITATES – CAUSANT CORDIS GRAVITATES
  • Übersetzung: Die Würden dieser Welt – verursachen die Beschwerden des Herzens
  • Bild: Insignien der weltlichen und kirchlichen Macht wie Schwert, Krone, Richterstab-Szepter, Krummstab-Abtstab
  • Kommentar: die Standessymbole werden zwar zusammen gezeigt, aber der geistliche Stand wird hervorgehoben, weil das Pedum (Hirtenstab) in ein Herz ausläuft; das Herz symbolisiert den Kirchenvater Augustinus, auf dessen Ordensregeln sich die Prämonstratenser berufen

4. Medaillon - © Katharina Pektor4. Medaillon

  • Inschrift: ANTE QUODUIS OPUS ORA – ET CUM DEO COLLABORA
  • Übersetzung: Vor jedem Werk bete – und arbeite mit Gott
  • Bild: betende Hände und darüber eine Hand mit Schaufel
  • Kommentar: Beten und Arbeiten sind die Grundprinzipien monastischen Lebens, doch das Beten kommt noch vor Beginn der körperlichen Arbeit

 

In der Mitte der beiden Langseiten des Stuckrahmens befinden sich zwei Halbmedaillons mit Inschriften.

1. Halbmedaillon - © Katharina Pektor1. Halbmedaillon

  • Inschrift: MOVENT CORDA SAPIENTUM – ANIMI SUNT CONDIMENTUM
  • Übersetzung: Sie bewegen die Herzen der Weisen (?) – sie sind die Würze der Seele
  • Bild: Bücher, ein Bücherregal
  • Kommentar: Bücher sind Symbol der Weisheit, sie betonen die Notwendigkeit religiösen und wissenschaftlichen Studiums

 

2. Halbmedaillon - © Katharina Pektor2. Halbmedaillon 

  • Inschrift: SI CARNALES SUNT FATALES – SIE CAELESTES IMORTALES
  • Übersetzung: Wenn sie fleischlich sind, sind sie Verderben bringend – wenn sie zum Himmel streben unsterblich
  • Bild: ein flammendes, von einem Pfeil durchbohrtes Herz und eine Hand, die mit einer Lichtschere die Flamme löscht
  • Kommentar: Hier wird der Gegensatz himmlisch – irdisch thematisiert. Die göttliche Liebe (symbolisiert durch das flammende Herz) wird der fleischlichen Lust untergeordnet. Die Herzsymbolik ist Zeichen der Prämonstratenser, die nach den Regeln des Augustinus lebten.

Putti - © Katharina PektorPutti und Engel-Mischwesen

  • Die Putti unter den Bildfeldern sind mit päpstlichen bzw. bischöflichen Insignien ausgestattet und tragen die Attribute der Tugenden (Waage, Säule, Schwert, Zügel, Spiegel, Schlangen)
  • Die Putti an den Ecken der Längsseiten bringen eine allgemeine Triumphsymbolik zum Ausdruck (Zweige, Musikinstrumente, Lorbeerkranz, Krone, Szepter)
  • In den Raumecken befinden sich jeweils eine von zwei Engeln getragene Blumenvase, wobei die Unterkörper der Engel in Fischschwänze oder Ranken auslaufen.