Josef Müller zur Ehrenbürgerschaft für Peter Handke (2012)

(Auszug aus der Rede von Bürgermeister Josef Müller)

Ehrenbürgerschaft - © Marktgemeinde GriffenWenn eine kleine Landgemeinde wie Griffen einen Schriftsteller vom Weltruf eines Peter Handkes als Ehrenbürger bezeichnen darf, dann liegt die Ehre durchaus auch auf Seiten der Gemeinde", meinte Bürgermeister Josef Müller anlässlich der Beschlussfassung über die Ehrenbürgerschaft in der Sitzung des Gemeinderates am 14. Mai 2012. – "Diese höchste Auszeichnung einer Gemeinde wird in Griffen sehr sorgfältig und zurückhaltend vergeben, zur Zeit hat Griffen, nach dem Ableben des Alt-Bürgermeister Thomas Miklau im vergangenen November, keinen lebenden Ehrenbürger. Es ist somit ein ganz besonderes Zeichen der Wertschätzung", führte Bürgermeister Müller in der Antragsbegründung aus.

Peter Handkes "Heimat"

So wurde festgestellt, dass Peter Handke mit zunehmendem Alter mehr und mehr an seine Wurzeln zurückkehrt. Das Wort "Heimat" wird von Peter Handke immer öfter verwendet und auch auf seinen Heimatort Griffen bezogen. Er sagte zum Beispiel in internationalen Stellungnahmen und Interviews: ... "die Fußballmannschaft meines Heimatortes", … "der Bürgermeister meiner Heimatgemeinde", … "in meiner Heimat in Südkärnten" usw.

Nach einem durchaus kritischen und distanzierten Blick auf seine Heimat in den Anfängen seiner literarischen Entwicklung und einem gewissen Unverständnis der Griffner zu Textpassagen aus dem Buch "Wunschloses Unglück" vermitteln seine zunehmenden Besuche in Griffen den Eindruck, dass es Peter Handke von Jahr zu Jahr mehr in seine alte Heimat zieht er oft vier bis fünf Mal jährlich Griffen aufsucht. Auch der Bezug zur Familie seines Bruders Hans wird intensiver.

So interessiert Peter Handke zum Beispiel auch die Griffner Fußballmannschaft so sehr, dass er in einem NEWS-Interview sagte, "die Fußballeuropameisterschaft ist nicht so wichtig, mich interessieren die Ergebnisse der Mannschaft meiner Heimatgemeinde. Ich bekomme von Freunden aus Griffen die Ergebnisse mitgeteilt". Peter Handke wollte 2008 von Griffen aus zu einer Erstaufführung eines seiner Stücke nach Wien fahren, disponierte um und besuchte am Sportplatz in Griffen das Fußballderby "Griffen – Völkermarkt".

Viele Menschen, auch aus dem Ausland, stellen zwischen Peter Handke und Griffen einen Bezug her, weil sie wissen, dass er ein Kärntner ist und in Griffen geboren wurde.

Allein durch seinen Namen hat Peter Handke die Marktgemeinde Griffen, sowie  einzelne Ortschaften, die in seinen Büchern und Erzählungen immer wieder vorkommen, bekannt gemacht. Es sind dies Altenmarkt, Stift Griffen, Griffen, Greutschach oder das Saualmgebiet, das Jauntal, auch Jaunfeld genannt. 

Gerade in den Büchern "Die Hornissen", "Der kurze Brief zum langen Abschied", "Wunschloses Unglück", "Über die Dörfer", "Die Wiederholung", "Versuch über die Müdigkeit", "Mein Jahr in der Niemandsbucht", "Die Abwesenheit. Eine Skizze", "Die morawische Nacht",  "Immer noch Sturm" hat Peter Handke vielfältige Spuren seiner Heimat, seiner "Herkunftsgegend" hinterlassen.

Der österreichische Botschafter in Pakistan (Islamabad) hat vor Jahren mehrere Handke-Bücher, die in pakistanischer Sprache erschienen, der Gemeinde Griffen gesandt und dem Bürgermeister zum "großen Sohn Griffens" gratuliert.

Peter Handke hat Stift Griffen seinen Namen gegeben

Im Jahr 1997 wurde auf Initiative der Marktgemeinde Griffen die Kulturinitiative Stift Griffen gegründet mit dem Ziel, dort eine Ausstellung über Leben und Werk des Schriftstellers Peter Handke zu installieren. Der Hintergedanke war auch, Räumlichkeiten im ehemaligen Stiftskloster mit öffentlichen Geldern zu renovieren und diese dann mit Leben zu erfüllen. Durch die Zustimmung von Peter Handke für dieses Projekt gelang es, beim Bund und Land Kärnten, große Fördergelder zu bekommen.

Bei seiner Dankesrede anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorates der Universität Klagenfurt, am 8. November 2002 sagte Handke unter anderem: "Es wurde in den letzten Jahren, auch zu Recht, gespottet, dass im […] Stift Griffen, eine Art von 'Gedächtnisraum' für mich errichtet wurde. Das war mir auch sehr recht, weil ich gedacht hatte, das wäre die einzige Möglichkeit, dass in diesem wunderbaren Stift Griffen die verwahrlosten Räume renoviert werden könnten, und das ist – glaube ich –auch durch meinen beilläufigen Namen geschehen".

Seit der Eröffnung dieser permanenten Ausstellung im Jahr 1997 kamen mehrere hundert Besucher aus verschiedensten Ländern und auch zahlreiche Schulklassen nach Stift Griffen. Unter den Besuchern waren auch viele Persönlichkeiten aus Kultur und Politik (Kardinal König, Unterrichtsministerin Dr. Elisabeth Gehrer, verschiedene Landespolitiker, Claus Peymann, Peter Turrini, Hubert Burda u.v.m.)

Peter Handke: "Rettet den See meiner Kindheit"

Als die Autobahntrasse 1986 über den sogenannten Griffner-See geführt werden hätte sollen, setzte sich Peter Handke dafür ein, die Trasse weiter nach Norden zu verschieben. Er schrieb an den zuständigen Minister (Dr. Übleis) einen offenen Protestbrief, mobilisierte die Medien und gab vor Ort am Griffner See eine Pressekonferenz. Als der Griffner See 1991 durch illegal gesetzte Maßnahmen vom Austrocknen bedroht war, bot sich Peter Handke als Vermittler zwischen Gemeinde und den Grundbesitzern an.

Griffner Schülerlesefest nach Peter Handkes Motto "Muss ich, soll ich, darf ich lesen"

Zwischen der Hauptschule Griffen, der Marktgemeinde Griffen und dem Schriftsteller Peter Handke wurde eine Kooperationsvereinbarung für die alljährlich wiederkehrende Veranstaltung abgeschlossen. Neben unzähligen Literatur- und Theaterpreisen wurde Peter Handke und sein literarisches Schaffenswerk mit vielen Auszeichnungen und Ehrungen sowie einem Ehren-Doktorat der Universität Klagenfurt bedacht. Griffen ist stolz, ihm nunmehr die Ehrenbürgerschaft verleihen zu dürfen.

Ehrenbürgerfeier im Dezember 2012

Unumstritten ist der Weltruf Peter Handkes in der Literatur und unbestritten ist seine Beziehung zu seiner Heimatgemeinde Griffen und seiner Heimat Kärnten.

Die offizielle Ehrenbürgerfeier sowie die Verleihung der Urkunde werden durch den Gemeinderat bei seiner Feier zum 70. Geburtstag im Dezember im Stift Griffen erfolgen.

  • Ehrenb%c3%bcrgerschaft+(1)
    Ehrenbürgerschaft (1)